Freitag, 4. April 2014

Sie haben eine Schwäche für gefährliche Jungs...

...dann lesen Sie
"Magier und Dämonen - Die Beschwörung" von Sarah Rees Brennan



Zeit ihres Lebens sind die Brüder Nick und Alan auf der Flucht vor dem Zirkel des Obsidian, einer geheimen Gruppe von gefährlichen Magiern. Als Alan von einem Dämon tödlich gezeichnet wird, setzt Nick alles daran, seinen Bruder zu retten. 

Oh, ich lieeeebe dieses Buch! Und auch die Fortsetzungen. Tolle Sprache, umwerfende Charaktere..(Übrigens arbeitet Alan, wenn er nicht gerade böse Magier tötet, als Buchhändler...) Statt viel dazu zu sagen, hier eine Leseprobe: 
 

Das Rohr unter der Spüle war schon wieder un-
dicht. Das wäre an sich nicht so schlimm gewesen, aber
Nick bewahrte sein Lieblingsschwert unter der Spüle
auf.
Er fischte es aus dem Schrank, wischte den Stahl ab
und überprüfte gedankenverloren mit dem Daumen
die Schärfe der Schneide, während sich das Wasser über
den Küchenboden ergoss. Erst nachdem er das Schwert
beiseite gelegt hatte, merkte er, dass die Knie seiner Jeans
schon ganz durchgeweicht waren.
Alan brachte Nick den Werkzeugkasten.
»Hast du Lust, mir zu helfen?«, fragte Nick ohne viel
Hoffnung.
»Nein, ich muss mich um das Essen kümmern«, sagte
Alan. »Du bist hier für die Schwerstarbeit zuständig. Ich
dagegen bin der sensible, intellektuelle Typ.«
Nick zog die Augenbrauen hoch. »Dann geh in die Kü-
che und back mir einen Kuchen, Frau.«
Vorsichtig schaute er wieder in den Schrank. Die
Rohre gaben ein unheimliches, gurgelndes Geräusch von
sich und das Innere des Schranks hatte sich in eine win-
zige Wasserfalllandschaft verwandelt.
»Ich wäre übrigens auch gern der sensible und intellek-
tuelle Typ«, sagte er nach einer Weile, »jedenfalls lieber,
als unter unserer Spüle zu ersaufen.«
»Entweder du bewahrst uns vor einem nassen Tod
oder du kannst dir dein Essen selbst kochen. Es liegt bei
dir.«
Das war ein Argument. Nick konnte zwar kochen,
aber Alan hatte es mittlerweile zu einer wahren Meister-
schaft im Zubereiten von Mahlzeiten gebracht. Er zau-
berte aus allem eine Leckerei – und auch jetzt sprachen
das Zischen der Zutaten in der Pfanne und das köstliche
Aroma von gebratenem Gemüse für ihn.
Nick ließ seine Augen aufblitzen, was stets Wirkung
zeigte, außer bei seinem Bruder. Dann nahm er das Mes-
ser aus der Scheide an seinem Handgelenk, legte es be-
hutsam neben das Schwert, rollte die Ärmel hoch und
machte sich an die Arbeit.
Abgesehen von den Wasserrohren unter der Spüle war
das Haus völlig in Ordnung. Es war klein und hatte die
Farbe eines Kartons, der im Regen gestanden hatte. Es
sah genauso aus wie jedes andere Haus in der langen, mili-
tärisch exakten Reihe von Gebäuden in dieser Wohnsied-
lung. Aber die Häuser standen in einem ziemlich weiten
Abstand voneinander entfernt. Und so beklagte sich nie-
mand über die merkwürdigen Geräusche in der Nacht.
Das war schon den einen oder anderen Wasserrohrbruch
wert.
Im Großen und Ganzen gefiel es Nick in Exeter. In der
Hauptstraße stand eine Skulptur, die ihn an ein Messer
erinnerte, und von diesem Punkt aus orientierte er sich,
von hier aus hatte er angefangen, die Straßen und Gas-
sen der Stadt zu erforschen. Nur selten blieben sie lange
genug an einem Ort, um mit ihrer Umgebung vertraut
zu werden, aber sie waren jetzt schon seit zwei Monaten
hier, ohne irgendein Zeichen von Gefahr. Alan und er
hatten Jobs, er war gerade dabei, sich in der Schule ein-
zugewöhnen, und Alan hatte sich sogar die Zeit genom-
men, sich in ein Mädchen zu verlieben.
Alan würde es bedauern, wenn sie weiterziehen muss-
ten.
Das Rohr stieß ein langes, metallisches Stöhnen aus,
wie ein uralter Roboter, der langsam in Stücke zerfällt.
Nick knirschte mit den Zähnen und drehte die Rohr-
zange mit ganzer Kraft. Die Wasserleitungen waren zu alt
und konnten nicht mehr richtig repariert werden; alles,
was er tun konnte, war, sie irgendwie zusammenzuhalten,
bis das Problem auf den nächsten Mieter überging.
»Irgendwann ziehen wir nach St. Leonard’s und lassen
all das hinter uns.«
»Ja, sicher«, sagte Alan leichthin. Das Chili köchelte auf
dem Herd und er lehnte sich an die Spüle. Er hatte die
Arme vor der Brust verschränkt und schaute Nick bei der
Arbeit zu. »Wenn ich mal im Lotto gewinne oder wenn
du deinen Körper an reiche alte Damen verkaufst.«
»Ich könnte gleich jetzt damit anfangen, meinen Kör-
per an reiche alte Damen zu verkaufen«, sagte Nick. »Muss
ich dann nicht mehr zur Schule gehen?«
»Doch.« Alan warf ihm von der Seite her einen Blick
zu und lächelte so warm wie ein geflüstertes Geheimnis.
»Eines Tages wirst du froh sein, wenn du einen Schul-
abschluss hast. Aristoteles sagte, dass das Lernen bitter ist,
seine Früchte aber süß.«
Nick verdrehte die Augen. »Aristoteles kann mich
mal.«
Über ihren Köpfen knarrten die Dielen im Oberge-
schoss. Es war ein plötzliches, knallendes Geräusch, wie zer-
brechende Bogen.





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